Chinas goldene Ambitionen: Wie Peking die Regeln des globalen Edelmetallmarktes neu festlegt

Im Jahr 2025 ist China dabei, die globale Goldlandschaft leise, aber entschieden umzugestalten. Angesichts eines Goldpreises von mehr als $3.700 pro Feinunze und zunehmender geopolitischer Spannungen führt die People's Bank of China (PBOC) eine Reihe strategischer Maßnahmen durch, um die Position des Landes als globales Goldhandelszentrum und geopolitische Kraft zu stärken. Im Mittelpunkt dieser Reformen stehen die Lockerung von Einfuhrbeschränkungen, eine Kampagne zur Anziehung ausländischer staatlicher Goldreserven und ein noch nie dagewesenes Tempo bei den offiziellen Goldkäufen - alles Zeichen für Chinas Bestrebungen, die Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern und die internationale Rolle des Yuan zu stärken.

Eine der unmittelbarsten Entwicklungen war der Verordnungsentwurf der PBOC zur Liberalisierung der Goldeinfuhren. Die Zentralbank schlägt nun vor, die Gültigkeit von "Mehrzweckgenehmigungen" von sechs auf neun Monate zu verlängern und die Beschränkungen hinsichtlich der Anzahl der Verwendungen aufzuheben. Diese technische, aber einschneidende Änderung wird das Verfahren für die Einfuhr von Gold nach China vereinfachen, die derzeitigen Einfuhrprämien, die lokale Käufer im Vergleich zu den globalen Benchmarks zahlen, verringern und den Raffinerien und Exporteuren mehr Flexibilität verleihen. Außerdem werden mehr Häfen im ganzen Land für die Abwicklung von Goldlieferungen zugelassen, wodurch logistische Reibungsverluste vermieden werden und der Markt schneller auf globale Nachfrageschübe reagieren kann.

Das Timing ist entscheidend. Seit April 2025 hat der Yuan gegenüber dem US-Dollar an Wert gewonnen, was das in Dollar gehandelte Gold für chinesische Käufer erschwinglicher macht. Vor diesem Hintergrund sind die gelockerten Einfuhrbestimmungen nicht nur eine Reaktion auf die Binnennachfrage, sondern können auch dazu beitragen, den Anstieg des Yuan zu dämpfen, indem sie die Dollarkäufe ankurbeln - und damit auf subtile Weise die umfassendere Währungsmanagementstrategie Pekings unterstützen. Analysten wie Philip Klapwijk vermuten, dass es bei diesen Schritten ebenso sehr um die Geldpolitik wie um die Rohstoffströme geht.

Doch Chinas Strategie geht weit über die Liberalisierung der Importe hinaus. In einem noch ehrgeizigeren Spiel wirbt Peking um ausländische Zentralbanken - insbesondere in verbündeten oder "befreundeten" Ländern - damit diese einen Teil ihrer staatlichen Goldreserven innerhalb der Grenzen Chinas lagern. Laut Quellen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, nutzt die PBOC die Shanghai Gold Exchange (SGE) und ihren 2014 gegründeten internationalen Zweig, um diese Reserven anzuziehen. Das erste Interesse soll von mindestens einem südostasiatischen Land gekommen sein. Durch das Angebot von Verwahrungsdienstleistungen will sich China als Alternative zu den traditionellen westlichen Lagerungszentren wie London, New York oder Zürich positionieren - ein symbolischer Schritt in Richtung eines multipolaren Währungssystems, das weniger abhängig vom Dollar ist.

Diese Initiative kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Welt neu bewertet wird. Nachdem der Westen im Jahr 2022 russische Währungsreserven in Höhe von 300 Milliarden Dollar eingefroren hatte, begannen viele Schwellenländer, die Sicherheit von im Ausland gehaltenen, in Dollar denominierten Vermögenswerten in Frage zu stellen. Gold - unbelastet von Sanktionen und weltweit anerkannt - entwickelte sich zu einer beliebten Absicherung. China hat aus dieser Verschiebung Kapital geschlagen. In den letzten drei Jahren hat es seine eigenen offiziellen Goldreserven drastisch erhöht: 225 Tonnen im Jahr 2023, 44 Tonnen im Jahr 2024 und 21 Tonnen in der ersten Hälfte des Jahres 2025. Offiziell belaufen sich Chinas Bestände nun auf 2.300,4 Tonnen im Wert von 244 Milliarden Dollar - damit ist das Land der fünftgrößte Zentralbankhalter der Welt. Analysten gehen jedoch davon aus, dass weitere staatlich kontrollierte Reserven bei inländischen Institutionen inoffiziell vorhanden sind.

Über die langfristigen Ziele Pekings bei der Goldanhäufung gibt es zahlreiche Spekulationen. Einige Insider vermuten, dass ein Ziel von 5.000 Tonnen - eine Zahl, die erstmals im Jahr 2009 genannt wurde - besser zu Chinas Status als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt passen würde. Angesichts der Tatsache, dass Chinas BIP etwa 64 % des BIP der USA ausmacht, deren offizielle Reserven sich auf 8.133,5 Tonnen belaufen, wäre eine solche Zahl nicht unangemessen. Damit würde China an Deutschland und Italien vorbeiziehen und die symbolische und strategische Kluft zu Washington verkleinern.

In der Zwischenzeit unternimmt Peking Schritte zur Internationalisierung seines heimischen Goldmarktes. Im Jahr 2025 eröffnete die Shanghaier Goldbörse ihren ersten Offshore-Tresor und Handelskontrakte in Hongkong, um auf Yuan lautende Transaktionen zu erleichtern und die Liquidität in Asien zu erhöhen. Im Inland ist China auch der weltweit größte Verbraucher von Gold in Form von Schmuck, Goldbarren und Anlagemünzen, was für eine robuste Binnennachfrage sorgt. Darüber hinaus hat die PBOC Versicherern die Genehmigung erteilt, in Goldbarren zu investieren, was eine große neue Quelle für institutionelle Käufe erschließen könnte.

Diese Schritte spiegeln ein breiteres Ziel wider: den Aufbau einer parallelen Finanzinfrastruktur, die Peking eine größere Autonomie in globalen Handels- und Währungsangelegenheiten verleiht. Wie Jan Nieuwenhuijs von "Money Metals Exchange" anmerkt, muss jede schrittweise Liberalisierung des chinesischen Goldmarktes in diesem Rahmen verstanden werden. Auch wenn die vollständige Öffnung des Kapitalkontos ein fernes Ziel bleibt, legt jede regulatorische Erleichterung - von der Genehmigungsreform bis zur Verwahrung von Währungsreserven - den Grundstein für eine selbstbewusstere chinesische Präsenz im globalen Goldhandel.

Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen. Es ist unwahrscheinlich, dass Chinas Verwahrungsdienste auf kurze Sicht mit der Größe und Liquidität der Londoner Tresore mithalten können. Die Bank of England verwahrt über 5.000 Tonnen Gold und verankert damit ihren Status als wichtigstes Goldhandelszentrum der Welt. Wenn die Zentralbanken ihre Reserven nach China verlagern, könnten sie außerdem den einfachen Zugang und den etablierten rechtlichen Schutz in westlichen Ländern opfern. Wie Nicholas Frappell von ABC Refinery anmerkt, könnte ein solcher Schritt die Liquidität erschweren - ein Schlüsselfaktor für große institutionelle Inhaber.

Nichtsdestotrotz ist die Richtung der Entwicklung klar. China setzt alle verfügbaren Hebel ein - Importliberalisierung, Verwahrung staatlicher Reserven, inländische Akkumulation und Marktinfrastruktur -, um sich wieder als zentraler Akteur im globalen Gold-Ökosystem zu positionieren. Bei diesem Wandel geht es nicht nur um die Rohstoffmärkte. Es geht um monetäre Souveränität, geopolitischen Einfluss und die allmähliche Neugestaltung der internationalen Finanzordnung. Da der Goldpreis immer näher an die Marke von $ 4.000 pro Feinunze heranrückt, könnten sich Pekings goldene Ambitionen bald als mehr als nur symbolisch erweisen.